Stuhlgang

Was verrät der Stuhl über die Verdauung?

Vielleicht denkst du, dass nur ältere Herrschaften sich über den Stuhlgang austauschen? Oder du ekelst dich vor deinem Stuhl und dir ist das Thema Stuhlgang irgendwie peinlich? Zu aller erst: Der Stuhlgang und der Stuhl braucht niemandem peinlich sein! Auch ein Staatspräsident, ein Musikstar oder ein Hollywood-Schauspieler sitzt auf der Toilette zur Ausscheidung seiner Nahrung! Wenn du also Verantwortung für dich und deinen Körper übernehmen möchtest, solltest du keine Berührungsängste mit dem Thema haben. 

 

Die Farbe, die Konsistenz und Beschaffenheit, der Geruch und die Häufigkeit des Stuhls ist ein Spiegelbild unseres Verdauungs- und Gesundheitszustands sowie unserer Ernährungsgewohnheiten. Diese Merkmale sagen nicht nur etwas darüber aus, ob das Verdauungssystem intakt und die Ernährung ausgewogen ist, sondern können außerdem Hinweise auf ernste Erkrankungen liefern. Deshalb schauen wir nun, was der Stuhl uns so zu sagen hat.

Die Farbe

Die Farbe von Kot ist abhängig von den Verdauungssäften und der aufgenommenen Nahrung, d.h. die Farbe variiert von Natur aus bei jedem Stuhlgang. Allerdings gibt es einige Farbspektren, die als Alarmsignal gedeutet werden können und einen Arztbesuch unabdingbar machen. Die folgende Farbskala gibt Aufschluss über die möglichen Stuhlfarben.

Welche Farbe sollte der Stuhl haben?

Ein mittelbrauner Stuhl ist der normale Zustand. Eine natürliche Schwankung zwischen unterschiedlichen Brauntönen des Stuhls ist aber völlig normal, z.B. eine dunkelbraune Farbe bei viel Fleischkonsum oder zu wenig Flüssigkeitsaufnahme. Dunkelbrauner Stuhl ist in der Regel unbedenklich wenn keine weiteren Beschwerden wie z.B. Durchfall oder Verstopfung hinzutreten.


Grüner Kot ist ein Alarmsignal und kann auf Salmonellen hindeuten, besonders wenn er zusammen mit Durchfall erscheint. Dann sollte ein Arztbesuch die Farbveränderung des Stuhls abklären. Es können aber auch Nahrungsbestandteile mit viel Chlorophyll wie Salat, Spinat, Brokkoli und anderes grünes Gemüse einen grünlichen Stuhl verursachen, der harmlos ist. Säuglinge haben gelegentlich grünen Stuhl, ohne dass dieser bedenklich ist.


Gelbliche Ausscheidungen sind bei Säuglingen normal, wenn hauptsächlich Muttermilch oder Milchprodukte aufgenommen werden. Auch bei Erwachsenen kann gelbbrauner Stuhl nach dem reichlichen Verzehr von Eiern, Milch- und Stärkeprodukten auftreten. Allerdings kann gelber Stuhl auch auf einen Fettstuhl hindeuten, wenn er gleichzeitig stinkt und schmierig ist. Lehmgelber Stuhl kann ein Hinweis auf eine Gallenfunktionsstörung sein. Gelber Stuhl tritt auch häufig in der Verbindung mit Durchfall auf, wenn dieser durch Viren, Bakterien oder Antibiotika verursacht ist. Eine orangefarbene Erscheinung ist nach dem Konsum von einer großen Menge an Karotten oder Kürbis nicht bedenklich.


Sehr dunkelbrauner oder schwarzer Stuhl (Teerstuhl) kann durch Blutungen im oberen Darmbereich entstehen. Derartige Stühle sollten unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden! Aber auch einige Medikamente wie Eisen- und Kohlepräparate färben den Stuhl schwarz. Roter Kot kann durch den Verzehr von roter Beete, Rotwein oder Blaubeeren oder durch Blutungen aus Rissen oder Tumoren entstehen. Wenn man den Konsum dieser Lebensmittel ausschließen kann, ist ein Arztbesuch anzuraten.


Weißlicher oder grauer Stuhl zeigt zu wenig Verdauungssäfte der Galle oder Bauchspeicheldrüse an. Hier könnte ein Gallenstein oder ein Tumor der Bauchspeicheldrüse dahinter stecken. Deshalb sollte diese Farbe als Alarmsignal gedeutet werden. Nach der Aufnahme von Röntgenkontrastmittel kommt es häufig ebenfalls zu grauer Stuhlfarbe. Der Kot sollte nach einigen Tagen wieder eine normale Farbe annehmen.


Wie kommt der Stuhl zu seiner Farbe?

Für die Verdauung werden bereits im Zwölffingerdarm Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse und Galle ausgeschüttet. Dabei ist die Galle der Hauptfarbgeber des Stuhls, weil die Gallenflüssigkeit aus Wasser, Fett verdauenden Gallensalzen und Gallenfarbstoffen besteht. Die Gallenfarbstoffe sind Abbauprodukte von roten Blutkörperchen, denn der Blutfarbstoff Hämoglobin wird zu Bilirubin abgebaut, das eine gelblich-rote Farbe aufweist.

 

Darüber hinaus ist auch Biliverdin ein Abbauprodukt der roten Blutkörperchen. Diese Flüssigkeit wird im Darm zu Stercobilin umgewandelt, welches dem Stuhl seine braune Farbe verleiht. Die Wassermenge im Stuhl sowie die unverdauten Nahrungsreste, abgestoßenen Zellen der Darmschleimhaut und ausgeschiedene Darmbakterien beeinflussen dann die finale Farbvariante zusätzlich.

Die Konsistenz

Die Stuhlkonsistenz ist natürlich ebenso abhängig von der Ernährung wie die Stuhlfarbe. Es können daher unterschiedliche "Wurstformen" beim Stuhlgang beobachtet werden. Wenn der Stuhl länglich, glatt und geschmeidig ist und außerdem am Toilettenpapier keine Spuren hinterlässt, ist der Stuhlgang intakt. Sollte die Wurst leicht rissig sein und Sprünge aufweisen, ist der Stuhlgang noch in Ordnung. Du solltest aber etwas mehr Wasser und Faserstoffe zu dir nehmen.

 

Wenn du bei deinem Stuhlgang kleine und harte Klumpen feststellst, kann das ein Zeichen für Wassermangel und zu wenig Faserstoffe in der Ernährung sein, vor allem wenn du viel Weißmehlprodukte konsumierst. Du solltest unbedingt mehr Wasser trinken und mehr Vollkornprodukte und Gemüse essen. Weiche Klumpen dagegen können auftreten, wenn du häufiger am Tag Stuhl entleeren musst. Sind die Klumpen dagegen sehr hart und der Stuhlgang schmerzvoll, so handelt es sich um Verstopfung und ist unbedingt zu beobachten.

Bildnachweis: Alexandra Bethke / Eigene Darstellung
Bildnachweis: Alexandra Bethke / Eigene Darstellung

Wenn der Stuhl weich und klebrig ist und an der Toilettenschüssel schmierige Spuren hinterlässt, kann dies auf eine Fettverdauungsstörung oder Glutenunverträglichkeit hindeuten. Du solltest die Entwicklung des Stuhlgangs unbedingt im Auge behalten. Falls dieser Stuhlgang gehäuft (nach dem Verzehr fettiger oder glutenhaltiger Lebensmittel) oder mit weiteren körperlichen Beschwerden wie Blähungen und/oder Bauchkrämpfen auftritt, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Genauso ist eine sehr dünne und lange Wurst ("Bleistiftwurst") kritisch zu beobachten, da sie auf eine Darmverengung durch Darmpolypen oder Darmtumore hinweisen kann. Wenn diese Art des Stuhlgangs wiederholt auftritt, solltest du einen Arzt um Rat fragen.

 

Bei breiartigem oder flüssigem Stuhl spricht man von Durchfall. Der Stuhl kann durch eine Darminfektion (Viren, Bakterien, Parasiten), Lebensmittelvergiftung, Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Allergie hervorgerufen werden. Wenn der Durchfall länger als drei Tage anhält, sollte auf jeden Fall ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden! Du musst bei Durchfall auf ausreichend Flüssigkeitszufuhr mit stillem Wasser oder Kräutertee achten, weil beim Durchfall der Darm das Wasser aus der Nahrung nicht aufnimmt. Genauso wichtig ist auf eine ausreichende Salz- bzw. Elektrolytezufuhr zu achten. Wenn dagegen mehr als drei Tage kein Stuhldrang auftritt und der Gang zur Toilette eine Qual wird, kann Verstopfung vorliegen. Du solltest deine Ernährungs- und Lebensweise prüfen und mehr Vollkornprodukte und Gemüse essen sowie mehr Bewegung in deinen Alltag einbauen. Darüber hinaus können Faserstoffe wie Flohsamenschalen oder Leinsamen mit ausreichend Wasser die Verdauung ankurbeln. Wenn regelmäßig nur Abführmittel zum Stuhlgang verhelfen, ist der Verdauungstrakt in jedem Fall nicht intakt. Kläre die Ursache mit einem Arzt. Auch kleine und harte "Köttel" sind übrigens Zeichen für eine Verstopfung.

Der Geruch

Die Evolution hat aus dem Stuhl kein Parfum gemacht und deswegen ist dieser für viele Menschen aufgrund seines Geruchs abstoßend und ein Tabuthema. Schließlich entscheidet unsere Nase, wen wir "riechen" können und wen nicht. Jeder Stuhl hat aber von Natur aus einen Eigengeruch, der immer abhängig von der aufgenommenen Nahrung ist. Hunde können anhand des Stuhlgeruchs andere Hunde erkennen. Sei also froh, dass du nicht über diesen Weg deine Mitmenschen erschnüffeln musst. :-)

Wann ist der Duft bedenklich?

Es gibt Stühle, die einen extremen Geruch aufweisen können, der anzeigt, dass die Verdauung gestört ist. Wenn also der Stuhl sehr stark über mehrere Tage riecht, z.B. wie faule Eier, sollte die Ernährung überprüft und ein Arzt oder Heilpraktiker konsultiert werden. Häufig liegt dann eine Störung bei der Bildung beziehungsweise bei der Ausschüttung von Verdauungsflüssigkeiten oder ein Ungleichgewicht innerhalb des Mikrobioms vor. Diese Störungen können Ausdruck einer ungesunden Lebensweise sein oder aber bereits auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien oder chronischen Darmerkrankungen hindeuten.

Die Häufigkeit

Der Stuhlgang sollte nach Möglichkeit täglich ohne Mühe von statten gehen. Wenn man mehrmals täglich Stuhlgang hat, ist das normal, solange er die richtige Konsistenz und Farbe aufweist (siehe Konsistenz und Farbe). Dies kann auftreten, wenn man viel Nahrung konsumiert oder einen schnellen Stoffwechsel hat. Solange der Stuhl wenigstens alle ein bis drei Tage regelmäßig und "ohne Pressen" möglich ist, sollte in der Regel der Verdauungstrakt intakt sein. Jeder Mensch hat einen unterschiedlichen Stoffwechsel, weshalb nicht jeder zwingend täglich sein Geschäft machen muss.

Falls aber der Stuhlgang länger als drei Tage ausbleibt und kein Grund erkennbar ist (z.B. radikale Ernährungsumstellung oder psychosomatische Faktoren wie unhygienische Toilette im Urlaubsort), ist die Konsultation eines Arztes anzuraten.

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