Intoleranzen

Mehr als 20% der Bevölkerung* in den Industrieländern leidet inzwischen an einer Intoleranz bzw. Nahrungsmittelunverträglichkeit. Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen wie Fruktoseunverträglichkeit, Laktoseunverträglichkeit oder Histaminunverträglichkeit, die entweder isoliert oder kombiniert auftreten können. Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den verschiedenen Unverträglichkeiten sowie zu den Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten.

Fruktoseintoleranz

Die Fruktoseunverträglichkeit, auch Fruktosemalabsorption genannt, ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit unter der in Deutschland inzwischen ein Viertel aller Menschen leiden. Bei dieser Erkrankung wird die Fruktose aus den Lebensmitteln nur eingeschränkt oder überhaupt nicht vertragen. Dies liegt an einer unvollständigen Verdauung im Dünndarm, welche im Weiteren dann im Dickdarm die Beschwerden verursacht. Die Fruktoseintoleranz kann erblich bedingt sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln.

Symptome:

  • Blähbauch, Blähungen, Bauchkrämpfe
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Durchfall, Verstopfung
  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit
Fruktoseunverträglichkeit; Fruktoseintoleranz; Fruktose-Intoleranz; Fruktosemalabsorption
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Eine Banane enthält durchschnittlich ca. 3,4 g Fruchtzucker auf  100 g Bananen und erreicht mit diesem Wert einen mittleren Platz unter den fruktosehaltigen Lebensmitteln. Gesunde Menschen vertragen 35 bis 50 g pro Tag. Die Schwelle zur Unverträglichkeit liegt bei unter 25 g pro Aufnahme oder verteilter Mahlzeit.


Laktoseintoleranz

Laktoseunverträglichkeit; Laktoseintoleranz; Laktose-Intoleranz; Laktosemalabsorption
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Im Durchschnitt verträgt ein laktoseintoleranter Mensch nur noch zwischen 7 und 12 g Laktose pro Einzeldosis oder verteilte Mahlzeit am Tag. Zum Vergleich: Ein Glas Milch (200 ml) enthält bereits 9,8 g, ein Becher Joghurt (200 g) 9,3 g, eine Portion Tiramisu (200 g) 22,8 g Laktose. Die Schwelle der Verträglichkeit ist allerdings sehr individuell. Die Laktose kommt natürlicherweise nur in der Muttermilch und in Milch von Säugetieren vor.

Die Laktoseunverträglichkeit ist eine in der Bevölkerung sehr bekannte Intoleranz, bei der der Milchzucker Laktose schlecht oder gar nicht vertragen wird. Die Ursache hierfür ist ein Mangel an dem Enzym Laktase, welches den Milchzucker im Dünndarm zur Verdauung aufspaltet. Laktose wird bereits im Säuglingsalter ganz natürlich über die Muttermilch dem Körper zugeführt. Die Enzymaktivität der Laktase kann dann aber ab dem dritten Lebensjahr bis im Laufe des Erwachsenenalters kontinuierlich abnehmen und somit die Verträglichkeit maßgeblich beeinflussen.

Symptome:

  • Blähbauch, Blähungen, Bauchkrämpfe
  • Völlegefühl, Übelkeit, Durchfall
  • Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsstörungen
  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit
  • Herzklopfen, Gelenk- und Muskelschmerzen

Histaminintoleranz

Die Histaminintoleranz (Histaminose) ist eine erworbene oder angeborene Unverträglichkeit gegenüber einem körpereigenen Botenstoff, dem Histamin. Dieses ist in vielen Lebensmitteln natürlicherweise in unterschiedlicher Konzentration ebenfalls enthalten. Bei dem Betroffenen kann das körpereigene Histamin nicht im bestimmten Gleichgewicht gehalten werden, wenn zusätzliches Histamin von außen (Ernährung, Darmflora) zugeführt wird oder der enzymatische Abbau behindert ist.

Die Symptome einer Histaminose ähneln einer Allergie, einer Lebensmittelvergiftung oder einer Erkältung. Mehr als drei Prozent**  der Bevölkerung leiden Experten zufolge an dieser Unverträglichkeit, oft in Kombination mit Fruktoseintoleranz.

Symptome:

  • Laufende Nase, Niesen, Hustenreiz, Auswurf
  • Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Bauchkrämpfe
  • Juckreiz, Hautausschlag, Hautrötungen (Gesicht-Flush)
  • Herzrasen, Herzstolpern, Herzklopfen, Blutdruckabfall
  • Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Müdigkeit
  • Schlafstörungen, Ödeme, Menstruationsbeschwerden
Histaminintoleranz; Hitaminunverträglichkeit; Histaminose; Histamin-Intoleranz
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Es werden viele Lebensmittel aus allen Kategorien nicht oder schlecht vertragen: Wurstwaren, Fisch (abhängig von Frische), Hartkäse, Tomaten, Auberginen, Spinat, Hülsenfrüchte, Erdbeeren, Himbeeren, Zitrusfrüchte, Bananen, Ananas, Kiwi, Birnen, Papaya, Nüsse, Zusatzstoffe, Konservierungsstoffe, Alkohol und Essig. In der Regel werden sehr frische und unbehandelte, nicht fermentierte, geräucherte oder gepökelte Lebensmittel gut vertragen. Die Histaminose ist keine reine Lebensmittelunverträglichkeit, da auch Stress, Anstrengung, bestimmte Medikamente sowie Chemikalien die Symptome auslösen oder verstärken können.


Salicylatintoleranz

Salicylatintoleranz; Salicylatunverträglichkeit, Salicylat-Intoleranz
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Bei Obst und Gemüse sammeln sich Salicylate in der Regel unter der Schale an. Diese werden aber von Pflanzen in unterschiedlichen Mengen produziert, abhängig z.B. von der Anbauart (Schädlingsbefall, Einsatz von Bioziden).

Früchte wie Orangen, Ananas, Datteln, Trauben, Aprikosen, Kirschen, Himbeeren, Heidelbeeren und Pflaumen sind besonders salicylathaltig. Aber auch andere Lebensmittel wie Tomaten, Champignons, Radieschen, Basilikum, Salbei, Oregano, Olivenöl sowie Gewürze sind davon stark betroffen.

Die Salicylatintoleranz ist eine in der Bevölkerung noch unbekannte Unverträglichkeit gegenüber Salicylsäure und ihre Salze. Diese kommen in natürlicher Form in bestimmten Lebensmitteln aber auch in Medikamenten vor. Pflanzen schützen sich mit Salicylsäure vor Schädlingsbefall, in der Medizin kommt der Wirkstoff vor allem in Schmerzmitteln, z.B. Aspirin, und in der Kosmetik in Medikamenten bei Akne.

Bei Personen mit einer Salicylatintoleranz kommt es zu einer Überreaktion des Körpers auf Salicylate. Viele Symptome ähneln denen einer Allergie. Daher wird die Salicylatintoleranz bei Betroffenen häufig nicht entdeckt. 

Symptome:

  • Chronische Entzündung der Nasenschleimhaut, Polypen
  • Asthma, Atemprobleme, Riechverlust
  • Kopfschmerzen, Müdigkeit
  • Quaddeln, Hautrötungen, Juckreiz
  • Verdauungsprobleme, chronische Darmentzündungen

Sorbitintoleranz

Die Sorbitintoleranz ist eine Unverträglichkeit auf Sorbit, welches mit der Nahrung aufgenommen im Dünndarm nur teilweise oder gar nicht verdaut und verstoffwechselt werden kann. Oft entsteht eine Kombination mit einer Fruktose-Intoleranz, die sogenannte Fruktose-Sorbit-Intoleranz. Es entstehen dann häufig Verdauungsbeschwerden.

Sorbit kommt natürlicherweise in Stein- und Kernobst vor. Doch auch in vielen industriell hergestellten Lebensmitteln werden Sorbite eingesetzt, vor allem in Diabetikerprodukten mit zuckerfrei beworbenen Lebensmitteln.

Symptome:

  • Durchfall, Blähungen
  • Bauchkrämpfe, Fettstühle
  • Aufstoßen, Übelkeit, Mundgeruch
Sorbitintoleranz; Sorbit-Intoleranz; Sorbitunverträglichkeit
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Der Sorbitgehalt in Lebensmitteln kann nicht genau angegeben werden, da dieser von der Produktionsweise und Reifung abhängt. Sorbithaltige Früchte sind z.B. Äpfel, Birnen, Aprikosen und Kirschen. Sorbit wird auch in zuckerfreien Kaugummis und Bonbons, Backwaren, Speiseeis, Marmelade, Medikamente, Schokolade und Diätprodukten zugesetzt.


Glutensensitivität

Glutensensitivität; Glutenintoleranz, Glutenallergie; Glutenunverträglichkeit
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Die Glutensensitivität wird von Wissenschaftlern und Medizinern erst dann vermutet bzw. diagnostiziert, wenn eine Zöliakie oder Allergie gegen Weizen ausgeschlossen werden kann. Die Glutensensitivität bleibt häufig unentdeckt, weil diese mit der Zöliakie verwechselt wird. Es handelt sich aber um eine eigene Form der Erkrankung.

Die Unverträglichkeit auf Gluten bedeutet, dass das Klebeeiweiß in Getreide vom Körper nicht vollständig verstoffwechselt werden kann. Das Klebeeiweiß sorgt bei dem Teig für die zäh-elastische Masse bewirkt den Zusammenhalt der Zutaten und die Zunahme des Teigvolumens.

Die Reaktionen auf Gluten - oft erst Stunden nach dem Verzehr - können körperlich, psychisch und neurologisch sein.

Symptome:

  • Übelkeit, Völlegefühl, Bauchkrämpfe
  • Durchfall, Verstopfung
  • Knochen- und Gelenkschmerzen
  • Migräne, Kopfschmerzen, Muskelschwäche
  • Gewichtsschwankungen, Gleichgewichtsstörungen
  • Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Depression


Quellennachweis:

 

* Differenzialdiagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten in Deutsches Ärzteblatt 2009; 106(21): 359-69; DOI: 10.3238/arztebl.2009.0359

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