Superfood für die Gesundheit: Eine Erfindung der Industrie?

Alexandra Bethke

Superfoods sind in aller Munde und kaum jemand, der sich für Gesundheit und Ernährung interessiert wird aktuell an diesem Trend vorbeikommen. Gojibeeren, Chia-Samen, Gerstengras: Sowohl in Onlineshops als auch im Supermarkt wird Superfood dem Kunden als äußerst gesundheitsfördernd und wohltuend beworben. Exotische Früchte und Pflanzen werden in Form von Pulver, Kapseln oder Tabletten mit vielversprechenden Werbebotschaften präsentiert. Häufig sind die Produkte sehr preisintensiv.

 

Doch was ist eigentlich Superfood und wie wirkt es im Körper? Wie unterscheidet es sich von anderen Lebensmitteln? Sind die hohen Preise wirklich für mehr Gesundheit gerechtfertigt oder verdient am Ende nur die Industrie? Der folgende Artikel schaut sich das Thema näher an und versucht dir eine Orientierung zu geben.

Was ist Superfood?

Der Begriff „Superfood“ ist bereits Anfang des 20. Jahrhunderts geprägt worden und stammt ursprünglich aus den USA. Er steht für natürliche Lebensmittel, die eine außergewöhnlich hohe Nährstoffanzahl oder Nährstoffvielfalt haben. Als Nährstoffe werden im Allgemeinen Proteine, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine, Mineralien, sekundäre Pflanzenstoffe, Antioxidantien und Faserstoffe verstanden. Superfoods sollen eine besonders hohe Wirkung auf die Gesundheit, Vitalität und das Wohlbefinden haben und bei der Behandlung von Krankheiten helfen oder bei deren Entstehung vorbeugen. Das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel (EUFIC) bezeichnet „Lebensmittel, insbesondere Obst und Gemüse, die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes einen höheren gesundheitlichen Nutzen als andere Nahrungsmittel haben“, als Superfood.1 Eine allgemeingültige oder rechtlich bindende Definition des Begriffs existiert allerdings bisher nicht. Deshalb werden Superfoods hier ergänzend als „natürliche, biologische und nicht industriell verarbeitete Lebensmittel“ definiert, „die aufgrund ihres Nährstoffgehaltes einen höheren gesundheitlichen Nutzen haben als andere natürliche, biologische und nicht industriell verarbeitete Lebensmittel“. Sicherlich hast auch du auch schon Superfood gegessen, ob wissentlich oder unwissentlich. Denn bereits die heimische Heidelbeere kann mit ihren Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen mit exotischeren Früchten mithalten.

Wie wirkt Superfood?

Bildnachweis: CCO Creative Commons / www.pixabay.de
Bildnachweis: CCO Creative Commons / www.pixabay.de

Die Heidelbeere ist beispielsweise eine Vitaminbombe und versorgt den Körper reichlich mit  Vitamin C und Vitamin E. Auch das Beta-Carotin, eine Vorstufe des Vitamins A, ist in den Beeren in größeren Mengen enthalten. Darüber hinaus sind Heidelbeeren reich an sekundären Pflanzenstoffen (z.B. Polyphenole), die die Bildung von neuen Fettzellen reduzieren und im Körper Entzündungsprozesse  stoppen können. Dieser Nährstoffgruppe wird in der Wissenschaft zusätzlich eine Krebs vorbeugende Eigenschaft zugeschrieben. Weiterhin haben die Beeren reichlich Faserstoffe (häufig fälschlicherweise Ballaststoffe genannt), welche den Verdauungsprozess unterstützen und die Darmgesundheit fördern. Während frische Heidelbeeren zum Beispiel die Verdauung anregen, helfen getrocknete Heidelbeeren bei Durchfall. Hervorzuheben sind natürlich auch die Antioxidantien, die als Radikalfänger unsere Zellen vor sauerstoffhaltigen Molekülen aus Stoffwechselprozessen und Umweltbelastungen wie Schadstoffe, Verschmutzung und Strahlung schützen. Die Blaubeere enthält dabei wesentlich mehr Antioxidantien als zum Beispiel Erdbeeren oder Himbeeren. Lediglich Aronia-Beeren und Goji-Beeren können noch mehr Radikalfänger vorweisen. Deshalb zählen auch diese Beeren zum Superfood. Und zu guter Letzt sind die Heidelbeeren mit 40 Kilokalorien auf 100 Gramm sehr kalorienarm und somit auch für die schlanke Linie geeignet.²

 

Generell kann angemerkt werden, dass Superfood häufig eine hohe Bioverfügbarkeit hat. Dies bedeutet, dass die wertvollen Nährstoffe auch in einem hohen Maß vom Körper aufgenommen werden können und nicht zu einem Großteil im Verdauungsprozess ungenutzt ausgeschieden werden.

Ist die Wirkung wissenschaftlich bewiesen oder eine Erfindung der Industrie?

Die Wirkung von Superfood ist in der Wissenschaft umstritten. Es gibt einige Studien, die eine eindeutige gesundheitsfördernde Wirkung nachweisen können. Dagegen gibt es aber auch Studien, die keinen besonderen Gesundheitsaspekt in Superfood sehen. Bei der Betrachtung der potenziellen Wirkung von Superfood sollte jedem Verbraucher bewusst sein, dass die Interessen auf dem Lebensmittelmarkt sehr unterschiedlich sind. Auf der einen Seite hat die Lebensmittelindustrie reges Interesse ihre Produkte mit gesundheitsfördernden Eigenschaften zu bewerben, um den Verkauf ihrer Produkte anzukurbeln. Auf der anderen Seite versucht die Pharmaindustrie mit beauftragen Studien die Wirkung von natürlichen Lebensmitteln herab zu spielen, um ihren Umsatz mit chemischen Medikamenten weiter zu steigern. Die Glaubwürdigkeit der Studien ist somit aus beiden Blickrichtungen mehr als fragwürdig. Jeder Verbraucher sollte daher selbst entscheiden, ob und welchen Studienergebnissen er Glauben schenken mag.

 

Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass Superfood keine Erfindung der Neuzeit ist. Schon in der traditionellen chinesischen Medizin, in der indischen Ayurvedalehre und bei Ärzten in der Antike wurde die heilende Kraft von Superfood eingesetzt. Das Wissen dieser Fähigkeiten wurde von Generation zu Generation übermittelt und zum Teil auch in Schriften dokumentiert. Warum sollte es in der Natur auch keine Pflanze geben, die eine Superlative an Nährstoffen bietet? Und warum sollte der moderne Mensch des 21. Jahrhunderts der Erste in der Menschheitsgeschichte sein, der diese Eigenschaften entdeckt?

Welches Superfood sollte ich kennen?

Superfood ist grundsätzlich überall auf der Welt zu finden. Es gibt keine Region, welche nicht ihr eigenes Superfood zu bieten hat. Somit ermöglicht die Natur eine große Auswahl und führt mitunter zur Qual der Wahl. Welches Superfood ist für mich geeignet? Welches kann meinen Heilungsprozess unterstützen? Wie bei jedem anderen Lebensmittel auch, ist die Verträglichkeit sehr individuell und abhängig von bestehenden Allergien und Unverträglichkeiten. Auch der Nutzen ist natürlich von einer Reihe von Faktoren abhängig. Empfehlenswert ist daher den Verzehr von Superfood auszuprobieren und bei Wohltun abwechslungsreich zu gestalten. Denn: Jedes Superfood hat eigene individuelle Stärken. Kein einziges Superfood allein kann dagegen Menschenleben retten! Auch hier gilt wie bei allem anderen: Alles in Maßen und nicht in Massen. Eine gute Wahl sind auf jeden Fall Gerstengras, Chia-Samen, Algen, Camu Camu, Kokosnussöl, Sango-Korallen und Zistrose.

Reicht ein Superfood allein aus?

Wichtig und richtig ist aber auch, dass man mit Superfood allein nicht gesund bleibt oder gesund wird. Eine allgemein vitale und ausgeglichene Ernährung und Lebensweise ist die Voraussetzung für mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Es reicht leider nicht aus, als Coach-Potato Chips, Cola und Schokolade mit Heidelbeeren zu kombinieren, um eine gesundheitsfördernde Wirkung zu erleben. Daher sei an dieser Stelle allen Lesern geraten sich generell für gesunde und vitale Ernährung zu interessieren oder besser noch zu begeistern! Nur eine gesunde Ernährung nährt und stärkt den Körper, schützt ihn vor Krankheiten und unterstützt den Heilungsprozess.

 

Auf diesem Weg hilft ein sehr gut gelungenes Kochbuch, welches ich an dieser Stelle empfehlen möchte: Jamie Oliver: Superfood und ein Wegweiser zwischen dem viel beworbenen Superfood: Brigitte Hamann: Die 50 besten Superfoods. Gesundheit kann man essen.